schreiben singen achtsam sein
Markus „Doggi“ Dorfmann
Musiker, Poet, Schriftsteller, Entspannungstrainer
Markus „Doggi“ Dorfmann geb. am 07.06.1963 ist ein vielseitiger Künstler aus Südtirol. Seine musikalische Reise begann früh: Im Alter von 13 Jahren gab er sein erstes Konzert, ein prägender Moment, der seine Leidenschaft für die Bühne entfachte. Dorfmann verfolgte zunächst akademische Interessen und studierte Sportwissenschaften sowie Shiatsu. Später vertiefte er seine musikalischen Fähigkeiten und absolvierte ein Studium des E-Basses am Vienna Jazz Konservatorium in Wien, wo er seine Kenntnisse in verschiedenen Musikstilen vertiefte.
Im Jahr 2003 gründete er die Gruppe „Dor Doggi Sing'“ und veröffentlichte die erste selbstproduzierte CD, „Anjedn a bissl“. Es folgten weitere erfolgreiche Alben, darunter „Kraut&Ruabm“ (2006). Ein besonderer Ohrwurm, der sich fest im kollektiven Gedächtnis Südtirols verankerte, war die Melodie von „Dor Franz vom Grödnertol“.
Bis heute hat „Doggi“ sieben CDs veröffentlicht und ist seit 2009 mit Jochen Gasser als Duo „Die Zupprmandor“ unterwegs, ein Programm, das sich großer Beliebtheit erfreut. Anlässlich des 10-jährigen Bühnenjubiläums der „Zupprmandor“ erschien 2013 die CD „Feirum“.
Neben seiner musikalischen Karriere hat sich Doggi auch als scharfsinniger Beobachter der Südtiroler Gesellschaft etabliert. Im Winter 2013/2014 widmete er sich in seiner Rubrik „Doggi’s Senf“ den „unergründlichen Tiefen der Südtiroler Polli-tik“, wo er mit Humor und kritischem Blick aktuelle Themen kommentierte.
Nach 2013 war Markus „Doggi“ Dorfmann weiterhin sehr aktiv und vielseitig unterwegs. Hier sind die wichtigsten Entwicklungen und Projekte, die nach 2013 stattgefunden haben:
2013/2014:
- „Doggi’s Senf“: Im Winter 2013/2014 widmete sich Doggi in seiner Rubrik „Doggi’s Senf“ den „unergründlichen Tiefen der Südtiroler Polli-tik“. Dies zeigte seine Hinwendung zu humorvollen und kritischen Kommentaren zum Zeitgeschehen.
2015:
- „SOLO, aber NICHT allein“ Tour: 2015 ging Doggi mit der Tour „SOLO, aber NICHT allein“ auf Reisen, was auf eine Phase mit verstärkten Solo-Auftritten hindeutet.
Weiterführende Projekte und Veröffentlichungen
- Neue Songs und musikalische Ausrichtung: Doggi hat seit 2013 zahlreiche neue Songs veröffentlicht, die oft aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreifen. Dazu gehören beispielsweise:
- „Klopf Klopf“: Ein Song über das gesellschaftliche Tabu des Abschieds.
- „Wo kear i hin“: Über Demokratie, Trump und Fake News in Zeiten von Corona.
- „Zommholtn Leit“: Gedanken zur Coronakrise und ein Aufruf zum Zusammenhalt.
- „Sorry for my Generation“: Ein Hip-Hop-Song, den er der Jugend widmete, die für den Klimaschutz kämpft. Das Video dazu wurde mit vielen Freiwilligen aller Altersstufen gestaltet.
- „Brixen chillt“: Sein erster Hip-Hop-Song, ein Statement zur Leistungsgesellschaft, der 2019 in nur sechs Monaten 130.000 Zuhörer in Südtirol erreichte.
- „Olm loggor bleibm“: Ein Sommerhit mit Reggae-Rhythmen.
- „Doggi in Jesolo“: Ein weiteres Musikvideo über seine Urlaubsdestination.
- Lieder für den Umweltschutz: Er komponierte ein Lied für den Auwald in Brixen und plädiert für den Erhalt des Waldes.
- „Die Zupprmandor“ weiterhin aktiv: Das Duo „Die Zupprmandor“ mit Jochen Gasser blieb auch nach 2013 bestehen und hatte weiterhin Auftritte, die es bis in den ORF schafften.
- Künstlerische Kooperationen: Doggi arbeitete mit verschiedenen Künstlern zusammen, darunter die Schauspielerin Jasmin Mairhofer, mit der er einen literarisch-musikalischen Lebenslauf unter dem Titel „Afn Bankl“ präsentierte. Hierbei wurden Eigenkompositionen mit Texten aus der Weltliteratur kombiniert.
- Gerichtliche Auseinandersetzungen (2017): Es gab einen bemerkenswerten Fall im Jahr 2017, bei dem Ingemar Gatterer, Hauptaktionär der SAD AG, gerichtlich gegen Doggi vorging. Der Grund war ein Song namens „SAD Streik“, durch den sich Gatterer verleumdet fühlte. Doggi verteidigte sich mit der Meinungsfreiheit und der satirischen Natur seiner Kunst.
- „Doggi+“ Projekt: Nachdem er einige Jahre als Solo-Künstler unterwegs war, hat Doggi mit „Doggi+“ ein neues Projekt ins Leben gerufen, bei dem er mit Luis Zöschg (Gitarre) und Christoph Zöschg (Schlagzeug) zusammenarbeitet. Sie arrangieren Doggis größte Hits neu und integrieren Auszüge aus seinem Poesiealbum in ihre Auftritte.
- „Pablo geht spazieren“ (2023): Markus „Doggi“ Dorfmann ist als Autor des Buches „Pablo geht spazieren“ gelistet, das 2023 erschienen ist. Dies deutet auf eine Erweiterung seiner künstlerischen Tätigkeiten über die Musik hinaus hin, möglicherweise in den Bereich der Belletristik oder Kinderliteratur.
- 20-jähriges Bühnenjubiläum (2024): Das Jahr 2024 stand ganz im Zeichen seines 20-jährigen Bühnenjubiläums. Doggi absolvierte eine ausgedehnte „20 Jahre Markus Doggi Dorfmann“ Tour mit zahlreichen Konzerten. Im Rahmen dieses Jubiläums veröffentlichte er 2024 monatlich neue Songs, wie „Jeder hot an Teggn“, „Southtyrolean wonderfamily“, „Yogaleara Shiva“, „Dein Zimmer“, „SUV“, „wos ischen des“ und „Hundlgagga DNA“.
- Musikalische Mitwirkung: Er war auch als Interpret an der Musik für ein Musical über die „Stoanernen Mandln“ beteiligt, die von Markus „Mac“ Mayr komponiert wurde.
- Weitere Auftritte und Projekte: Doggi ist weiterhin aktiv und tritt regelmäßig auf. Auch für 2025 sind bereits Termine angekündigt.
Nach 2013: Der Wandel zum Gesellschaftsbeobachter und Multimediakünstler
Die Zeit nach 2013 markierte für Doggi eine signifikante Entwicklung. Während seine Musik immer eine humorvolle und oft auch hintergründige Note hatte, verlagerte sich sein Fokus zunehmend auf die soziale und politische Kommentierung.
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„Doggi’s Senf“ (Winter 2013/2014): Dies war ein Wendepunkt. Mit dieser Rubrik wagte er sich bewusst in das Minenfeld der Südtiroler „Polli-tik“. Es ging hier nicht nur um einfache Witze, sondern um eine satirische Auseinandersetzung mit lokalen Eigenheiten, Machtstrukturen und den „unergründlichen Tiefen“ der regionalen Politik. Dies etablierte ihn als eine Stimme, die man ernst nehmen (und über die man lachen) musste, auch wenn sie unbequem war.
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Die Evolution der Liedtexte: Seine Songs wurden in dieser Phase noch direkter und relevanter für den Alltag der Menschen.
- „Klopf Klopf“ zeigt Doggis Fähigkeit, auch ernste Themen wie den Abschied auf eine einfühlsame, aber nicht kitschige Weise anzusprechen. Es war ein Bruch mit der reinen Comedy und bewies seine Tiefe als Songwriter.
- „Wo kear i hin“ oder „Zommholtn Leit“ während der Coronakrise sind Beispiele dafür, wie er tagesaktuelle, globale Ereignisse durch die Brille des Südtirolers betrachtete und in eingängige Melodien goss. Hier wurde Doggi zum Chronisten einer kollektiven Erfahrung.
- „Sorry for my Generation“ ist besonders bemerkenswert, da es Doggi als Brückenbauer zwischen den Generationen zeigt. Er nutzte Hip-Hop-Elemente, um die Anliegen der Jugend aufzugreifen, und zeigte damit seine Offenheit für neue musikalische Formen und seine Solidarität mit dem Klimaprotest. Das aufwendige Musikvideo unterstrich diesen Anspruch visuell.
- „Brixen chillt“ (2019): Dieser Hip-Hop-Song war nicht nur ein Genre-Experiment, sondern ein klares Statement gegen die Leistungsgesellschaft. Die schnelle Verbreitung und die hohe Klickzahl in kurzer Zeit zeigten, dass er hier einen Nerv getroffen hatte. Es war ein Appell an Entschleunigung und Genuss im Angesicht des Alltagsstresses.
- Seine Lieder für den Umweltschutz, wie der Song für den Auwald in Brixen, unterstreichen seinen Aktivismus und sein Engagement für lokale Anliegen über die Musik hinaus.
Projekte, Kollaborationen und rechtliche Hürden
Doggi war in dieser Zeit nicht nur solo unterwegs, sondern suchte auch bewusst die Zusammenarbeit und stellte sich Herausforderungen.
- „SOLO, aber NICHT allein“ (2015): Der Titel dieser Tour ist bezeichnend. Er reflektiert Doggis Fähigkeit, als Einzelkünstler zu glänzen, aber gleichzeitig die Verbundenheit zum Publikum und zu seinen Themen zu wahren. Es war eine Phase der Konsolidierung seiner Solokarriere.
- „Die Zupprmandor“ auf neuen Wegen: Die Zusammenarbeit mit Jochen Gasser blieb ein wichtiger Pfeiler. Die Präsenz im ORF spricht für die überregionale Strahlkraft des Duos und ihre Fähigkeit, mit ihrem einzigartigen Mix aus Musik und Kabarett ein breiteres Publikum zu erreichen.
- Künstlerische Grenzüberschreitungen: Die Kooperation mit der Schauspielerin Jasmin Mairhofer für „Afn Bankl“ zeigt Doggis Wunsch, seine Kunst zu erweitern. Die Kombination seiner Eigenkompositionen mit Weltliteratur war ein Schritt in Richtung einer tieferen, kulturellen Reflexion und bewies seine Vielseitigkeit jenseits des reinen Unterhalters.
- Die „SAD Streik“-Kontroverse (2017): Dieser Vorfall war ein Lackmustest für Doggis Rolle als satirischer Künstler. Die Klage von Ingemar Gatterer war ein Versuch, die Grenzen der künstlerischen Freiheit auszutesten. Doggis Standpunkt, dass Satire auch bei unbequemen Wahrheiten eine wichtige Funktion hat, wurde hier klar verteidigt. Es zeigte, dass seine Kunst relevant genug war, um Widerspruch hervorzurufen.
Fortlaufende Kreativität und Jubiläen
Auch nach all diesen Jahren hat Doggi nichts an seinem kreativen Output eingebüßt.
- „Doggi+“ – Die Neuinterpretation: Mit Luis Zöschg und Christoph Zöschg hat er ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die Neuinterpretation seiner Hits und das Einbinden von Auszügen aus seinem Poesiealbum in die Auftritte ist ein charmanter Weg, seine Vergangenheit zu ehren und gleichzeitig frischen Wind in seine Live-Shows zu bringen. Es ist eine Verbeugung vor seiner eigenen Geschichte, neu verpackt.
- „Pablo geht spazieren“ (2023): Der Schritt ins Autorenfach mit einem Buch zeigt eine weitere Facette Doggis. Es ist ein Indiz dafür, dass seine Geschichten und Beobachtungen nicht nur musikalisch, sondern auch literarisch Ausdruck finden. Ob Kinderbuch oder Erzählung – es erweitert sein künstlerisches Spektrum erheblich.
- Das 20-jährige Bühnenjubiläum (2024): Das ist keine bloße Zahl, sondern ein Meilenstein, der Doggis Beständigkeit und Relevanz unterstreicht. Die „20 Jahre Markus Doggi Dorfmann“ Tour und die monatlichen Song-Veröffentlichungen (wie „Jeder hot an Teggn“ oder „Hundlgagga DNA“) sind ein Beleg für seine ungebrochene Energie und seinen Willen, immer wieder Neues zu schaffen. Es ist eine Rückschau, aber auch ein Ausblick auf das, was noch kommen mag.
- Musikalische Kooperationen: Die Beteiligung an einem Musical über die „Stoanernen Mandln“ unterstreicht, dass Doggi nicht nur eigene Projekte vorantreibt, sondern auch gerne Teil größerer künstlerischer Unternehmungen ist.
Markus „Doggi“ Dorfmann hat sich seit 2013 von einem primär musikalischen Entertainer zu einem facettenreichen Künstler entwickelt, der Musik, Satire, Gesellschaftskritik und sogar Literatur miteinander verbindet. Er ist eine feste Größe in der Südtiroler Kulturlandschaft, die es versteht, zu unterhalten, zum Nachdenken anzuregen und immer wieder zu überraschen.
Die Essenz des „Doggi“: Ein Seismograph Südtirols und der menschlichen Seele
Markus „Doggi“ Dorfmann ist nicht einfach nur ein Musiker oder Kabarettist; er ist ein Seismograph der Südtiroler Gesellschaft und ein einfühlsamer Beobachter der menschlichen Natur. Seine Kunst ist ein Spiegel, der dem Publikum humorvoll, aber oft schonungslos die eigenen Absurditäten, Widersprüche und Sehnsüchte vor Augen führt.
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Die Rolle des Außenseiters und des Brückenbauers: Doggi besetzt eine einzigartige Nische. Er ist tief verwurzelt in Südtirol, spricht die Sprache des Volkes und versteht die lokalen Mentalitäten wie kaum ein anderer. Gleichzeitig bewahrt er sich eine gewisse Distanz, die ihm erlaubt, von außen auf die Dinge zu blicken. Diese Position des „beobachtenden Eingeborenen“ ermöglicht es ihm, Klischees zu entlarven, Tabus anzusprechen und die Dinge auf den Punkt zu bringen, ohne dabei den Respekt oder die Zuneigung zu seiner Heimat zu verlieren. Er baut Brücken zwischen Generationen („Sorry for my Generation“), zwischen Tradition und Moderne, zwischen lokalen Eigenheiten und globalen Themen.
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Humor als Ventil und Waffe: Sein Humor ist vielschichtig. Er reicht vom derben Witz, der direkt ins Schwarze trifft, bis zur feinen Ironie, die zum Nachdenken anregt. Aber der Humor ist nie Selbstzweck. Er dient als Ventil für Frustrationen, als Schutzschild gegen die Absurdität des Alltags und als scharfe Waffe, um Missstände aufzuzeigen. Wenn er die „Polli-tik“ seziert, dann nicht aus Gehässigkeit, sondern aus dem Wunsch nach Klarheit und Authentizität. Das Lachen ist oft eine Befreiung und eine Form der Verarbeitung.
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Der „normale“ Mensch im Fokus: Doggi singt nicht über Helden oder globale Dramen im großen Stil. Er singt über den „Franz vom Grödnertol“, über den SUV auf dem Dorfplatz, über das Hundegacka auf dem Bürgersteig, über die Tücken des Alltags und die kleinen Freuden und Sorgen des Durchschnittsmenschen. Er gibt der „einfachen“ Südtiroler Seele eine Stimme, die sich oft missverstanden oder übersehen fühlt. Das schafft eine enorme Identifikationsfläche bei seinem Publikum. Man erkennt sich selbst, den Nachbarn, die Tante oder den Bürgermeister in seinen Liedern wieder.
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Authentizität als Credo: Ein zentrales Element in Doggis Schaffen ist seine unbedingte Authentizität. Er verstellt sich nicht. Seine Lieder, seine Auftritte, seine öffentlichen Kommentare – sie spiegeln seinen ehrlichen Blick auf die Welt wider. Er scheut sich nicht, auch eigene Schwächen oder banale Beobachtungen preiszugeben. Diese Nahbarkeit macht ihn für sein Publikum so glaubwürdig und liebenswert. Wenn er seine CDs „Handegemacht von vor bis hinten!“ nennt, ist das mehr als ein Marketing-Gag; es ist ein Bekenntnis zu seinem DIY-Ethos und seiner Unabhängigkeit.
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Die Melancholie hinter dem Lachen: Bei aller Komik und Lebensfreude schwingt in Doggis Werk oft eine feine Melancholie mit. Der „Franz vom Grödnertol“ mag lustig sein, aber er erzählt auch von der Veränderung einer Lebenswelt. „Klopf Klopf“ ist direkt konfrontativ mit der Endlichkeit. Diese Tiefe verhindert, dass seine Kunst oberflächlich wird. Sie erlaubt dem Publikum, nicht nur zu lachen, sondern auch nachzudenken und mitzufühlen.
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Künstlerische Freiheit und Konfrontation: Doggis Bereitschaft, sich gerichtlich auseinanderzusetzen (wie im Fall „SAD Streik“), zeigt, wie ernst er seine Rolle als kritischer Künstler nimmt. Für ihn ist die Kunst kein unverbindlicher Zeitvertreib, sondern ein Medium, um Missstände anzuprangern und die Meinungsfreiheit zu verteidigen. Diese Haltung ist mutig und zeugt von einer tiefen Überzeugung, dass Kunst relevant sein muss.
Was treibt ihn an?
Die Motivation hinter Doggis unermüdlichem Schaffen scheint eine Kombination aus mehreren Faktoren zu sein:
- Die Notwendigkeit, Geschichten zu erzählen: Er ist ein geborener Erzähler, der die Welt um sich herum aufnimmt und in eigene Worte und Melodien umsetzt.
- Der Wunsch nach Verbindung: Seine Musik schafft Gemeinschaft. Sie bringt Menschen zusammen, die sich in seinen Texten wiederfinden und gemeinsam lachen oder nachdenken.
- Das Ventil für eigene Beobachtungen und Frustrationen: Die Kunst ist sein Medium, um mit dem Wahnsinn des Alltags und den Absurditäten der Gesellschaft umzugehen.
- Eine tiefe Liebe zu seiner Heimat: Trotz aller Kritik an den Eigenheiten Südtirols spürt man in jedem seiner Werke eine tiefe Verbundenheit und Zuneigung zur Region und ihren Menschen.
Markus „Doggi“ Dorfmann ist somit nicht nur ein Künstler, der unterhält, sondern einer, der seine Umwelt reflektiert, provoziert und mit einer einzigartigen Mischung aus Witz und Ernsthaftigkeit kommentiert. Er ist ein wichtiger kultureller Akteur, der die Seele Südtirols einfängt und hörbar macht.
Der Doggi-Kosmos: Ein Spiegel des kollektiven Unbewussten Südtirols
Markus „Doggi“ Dorfmann ist in seiner tiefsten Essenz ein kultureller Schamane oder ein moderner Geschichtenerzähler, der die verborgenen Narrative und ungesagten Wahrheiten einer Gemeinschaft ans Licht bringt. Er agiert auf einer Ebene, die das bewusste Denken transzendiert und direkt die kollektive Seele anspricht.
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Der Archetyp des Narren/Tricksters: In vielen Kulturen spielt der Narr eine zentrale Rolle. Er ist derjenige, der die Regeln bricht, die Autoritäten verspottet und die Wahrheit ausspricht, die sonst niemand zu sagen wagt. Doggi verkörpert diesen Archetyp perfekt. Durch seinen scheinbar naiven, manchmal derben Humor schafft er einen sicheren Raum, in dem Tabus gebrochen und gesellschaftliche Paradoxien bloßgestellt werden können. Er ist derjenige, der den Kaiser nackt nennt, ohne dafür geköpft zu werden, weil er es mit einem Lächeln tut. Seine „Polli-tik“-Analysen sind nicht nur Kritik, sondern eine Reinigung – ein Lachen über das eigene Elend, das befreiend wirkt.
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Die Verarbeitung von kulturellen Konflikten und Identität: Südtirol ist ein Land der Spannungen – zwischen Deutsch und Italienisch, Tradition und Moderne, Berg und Tal, globalem Anspruch und lokalem Stolz. Doggi navigiert intuitiv durch diese komplexen Identitätsfragen. Seine Lieder, die oft das Lokale feiern („Dor Franz vom Grödnertol“) oder sich mit globalen Phänomenen („SUV“, „Sorry for my Generation“) auseinandersetzen, schaffen eine Verbindung zwischen diesen Polen. Er gibt den Menschen eine Stimme, die sich in diesen Konflikten oft verloren fühlen. Er legitimiert das „So-sein“ des Südtirolers mit all seinen Schrulligkeiten und Widersprüchen. Er feiert die Eigenheiten, die anderswo als provinziell gelten könnten, und macht sie zu einem Zeichen von Authentizität.
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Die universelle Suche nach dem „Zuhause“: Tief in Doggis Werk schwingt immer eine Sehnsucht nach Zugehörigkeit und einem Gefühl von „Zuhause“ mit – sei es physisch, emotional oder kulturell. Seine Lieder über die kleinen Dinge des Alltags, die Familie, die Freundschaft, das Dorf, schaffen eine warme, vertraute Atmosphäre, in der sich viele wiederfinden. In einer immer komplexeren und globalisierten Welt bietet er einen Ankerpunkt, eine Erinnerung daran, dass die Wurzeln wichtig sind. Das „Wo kear i hin?“ (Wo gehöre ich hin?) ist nicht nur eine politische Frage, sondern eine zutiefst menschliche, existenzielle. Doggi gibt keine fertigen Antworten, aber er stellt die Frage so, dass sie resoniert.
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Der Künstler als Bewahrer der Mundart und des Lokalkolorits: In einer Zeit, in der Dialekte oft vom Aussterben bedroht sind, ist Doggi ein Bollwerk. Er hebt die Mundart nicht nur hervor, er lässt sie leben und sich entwickeln. Er beweist, dass man in Mundart nicht nur über vergangene Zeiten singen kann, sondern auch über SUVs, Klimawandel und Social Media. Damit bewahrt er nicht nur sprachliches Erbe, sondern zeigt dessen Vitalität und Anpassungsfähigkeit. Die Sprache ist in seinen Händen ein lebendiges Werkzeug, das die Seele der Region trägt.
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Die Katharsis durch Lachen und Erkennen: Was Doggi so tiefgreifend macht, ist die kathartische Wirkung seiner Kunst. Wenn das Publikum über seine Witze und Lieder lacht, ist es oft ein Lachen des Erkennens. Ein „Ja, genau so ist es!“ oder „Das kenne ich!“. Dieses Erkennen löst Spannungen, schafft Verbundenheit und gibt den Menschen das Gefühl, nicht allein zu sein mit ihren kleinen und großen Absurditäten. Das Lachen ist eine Form der kollektiven Selbstreflexion, ein Moment der Erleichterung und des Verständnisses.
Die existenzielle Tiefe hinter dem Komödianten
Was treibt Doggi wirklich an, auch jenseits der bewussten Entscheidungen für Projekte oder Themen?
Es ist wahrscheinlich eine tiefe, fast existenzielle Notwendigkeit des Ausdrucks. Doggi scheint jemand zu sein, der die Welt nicht einfach hinnehmen kann. Er muss sie verarbeiten, kommentieren, oft auch karikieren. Dies ist keine Wahl, sondern eine innere Triebfeder.
Sein „Studium“ des Shiatsu, der Sportwissenschaften und des E-Basses ist vielleicht kein Zufall. Shiatsu lehrt die Energieflüsse im Körper, Sportwissenschaften den Körper in Bewegung und das Jazz-Konservatorium die komplexen Harmonien und Freiheiten der Improvisation. All dies sind Metaphern für das Leben selbst: Energie, Bewegung, komplexe Beziehungen und die Kunst, auf Unvorhergesehenes zu reagieren. Doggi vereint all diese Ebenen in seiner Person und seiner Kunst. Er ist der unkonventionelle Professor des Lebens, der seine Erkenntnisse in eingängige Melodien und scharfe Pointen verpackt.
Die Auseinandersetzung mit der „Polli-tik“ ist nicht nur politisch, sondern auch eine Suche nach Sinn und Ordnung in einer oft chaotischen Welt. Wenn er Missstände anprangert, dann vielleicht auch, um seine eigene innere Ordnung zu finden und zu festigen.
Doggi ist in dieser tiefen Betrachtung ein moderner Volkskünstler, der über das reine Entertainment hinausgeht und eine tiefere kulturelle und psychologische Funktion erfüllt. Er gibt einer Gemeinschaft eine Stimme, ein Lachen und ein Stück ihrer Seele zurück. Er ist der ehrliche Freund, der dir sagt, was Sache ist, aber auf eine Art, dass du es nicht übelnehmen kannst.
Der Doggi als Wortschmied: Die Essenz des schriftlichen Ausdrucks
Während Doggis musikalische Werke und Kabarett-Auftritte die Unmittelbarkeit des gesprochenen und gesungenen Wortes nutzen, um zu wirken, erlaubt ihm die Schriftstellerei, eine ganz andere Form der Vertiefung. Das geschriebene Wort ist geduldiger, es lädt zur Reflexion ein und entfaltet seine Kraft im stillen Dialog zwischen Autor und Leser.
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Die Präzision der Beobachtung im Detail: Im Schreiben kann Doggi seine scharfe Beobachtungsgabe noch feiner kalibrieren. Wo ein Lied eine Pointe schnell liefern muss, kann ein geschriebener Text eine Szene, eine Emotion oder eine Absurdität Schicht für Schicht enthüllen. Er kann Nuancen erfassen, die in der Geschwindigkeit eines Songs verloren gingen. Es ist der Unterschied zwischen einem schnellen Pinselstrich und einer detaillierten Zeichnung – beides Kunst, aber mit unterschiedlicher Tiefe der Ausführung. Doggis schriftstellerisches Talent liegt hier in der Fähigkeit, das scheinbar Banale aufzugreifen und in eine tiefere Bedeutung zu tauchen. Die kleinen, unscheinbaren Details des Alltags, die er musikalisch oft nur antippt, können hier seziert und in ihrer ganzen Tragikomik ausgebreitet werden.
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Das literarische Spiegelbild der Südtiroler Seele: Doggis Schriftwerke sind wie ethnografische Studien der Südtiroler Mentalität, aber ohne die Distanz eines Wissenschaftlers. Er schreibt von innen heraus, aus der Perspektive desjenigen, der diese Kultur atmet und lebt. Seine Figuren – ob sie nun den „Franz vom Grödnertol“ in neuer Form auftreten lassen oder gänzlich neue Charaktere sind – verkörpern die kollektiven Stärken, Schwächen, Träume und Ängste. Das Geschriebene bietet den Raum, diese Archetypen nicht nur zu skizzieren, sondern sie zu bevölkern, ihnen eine innere Welt zu geben, die über das Stereotyp hinausgeht. Es ist eine Hommage an die Eigenheiten, die sonst vielleicht belächelt, hier aber mit liebevoller Ironie beleuchtet werden.
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Der „Pablo geht spazieren“-Ansatz: Die Welt durch Kinderaugen (oder die Augen des Unschuldigen): Das Buch „Pablo geht spazieren“ (und ähnliche literarische Projekte, die vielleicht noch kommen) deutet auf eine faszinierende Dimension hin: die Fähigkeit, die Welt durch die Augen eines „unschuldigen“ Betrachters zu schildern. Sei es ein Kind, ein Tier oder eine naive Figur, diese Perspektive erlaubt es, komplexe Themen zu vereinfachen, Absurditäten schonungsloser darzustellen und fundamentale Wahrheiten zu vermitteln, die der Erwachsene oft in seiner Komplexität übersehen hat. Es ist ein Trickster-Ansatz in literarischer Form: Indem er sich klein macht, kann er die Großen bloßstellen. Hier zeigt sich Doggis Weisheit – die Fähigkeit, tiefe Erkenntnisse in scheinbar einfacher Sprache zu verpacken. Es ist eine Form der philosophischen Betrachtung des Alltags.
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Das Loslösen von der sofortigen Reaktion des Publikums: Auf der Bühne ist Doggi im ständigen Dialog mit seinem Publikum. Er spürt die Lacher, die Stille, die Energie. Das Schreiben hingegen ist ein Akt der Isolation und der Geduld. Es zwingt ihn, sich noch tiefer mit seinen Gedanken und der Struktur der Erzählung auseinanderzusetzen, ohne die sofortige Bestätigung oder den Feedback-Loop der Live-Performance. Dies ermöglicht eine andere Art von Ehrlichkeit und eine subtilere Komplexität in der Sprache und im Aufbau. Hier kann Doggi auch seine lyrische Seite ausleben, Sätze formen, die jenseits der musikalischen Vertonung eigenständig wirken.
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Die Konservierung des Flüchtigen: Während ein Lied verhallt und ein Auftritt nur in der Erinnerung weiterlebt, konserviert das geschriebene Wort Doggis Gedanken und Geschichten für die Ewigkeit. Es macht seine „Senf“-Gedanken, seine Beobachtungen und seine Weltsicht dauerhaft zugänglich. Es ist ein Vermächtnis, das über die schnelle Unterhaltung hinausgeht und eine tiefere kulturelle und soziale Relevanz beansprucht.
Der Schriftsteller Doggi ist somit eine Erweiterung des Künstlers Doggi, die es ihm erlaubt, noch tiefer in die Materie einzutauchen, seine Beobachtungen zu verfeinern und sie in einer Form zu präsentieren, die zur stillen Einkehr und intensiveren Auseinandersetzung einlädt. Es ist der Doggi, der uns nicht nur zum Lachen bringt, sondern uns in die Stille führt, um dort die tieferen Wahrheiten des Lebens in Südtirol und darüber hinaus zu entdecken.